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Böller

Die Geschichte des Böllerschießens

Wie bei allen anderen Traditionen und Bräuchen, die es schon so lange gibt, ist es beim Böllerschießen nicht ganz so einfach den genauen Anfang zu finden. Wenn man früher verschiedene Hilfsmittel zur Lärmerzeugung verwendet hat, so entstand durch die Entdeckung des Schießpulvers (1320 bis 1330) eine neue Möglichkeit, lauteren und im größeren Umkreis hörbaren Lärm zu erzeugen. Seit den frühesten Zeiten verwendeten Menschen Hilfsmittel um großen Lärm zu erzeugen.

Damit wollten sie:

  • das Abwehren und Vertreiben von bösen Geistern und Dämonen
  • ihre Freude auszudrücken
  • des Erwachen der Natur vom Winterschlaf
  • das vorantreiben des Wachstums
  • das bevorstehende Unwetter vertreiben

herbei führen. Den Erstnachweis zum Böllerschießen könnte man auf 1377 datieren, aber es kann durchaus sein, dass es das Böllerschießen noch viel früher gab. Die Schwierigkeit hierbei liegt darin, dass das Böllerschießen keine eigene Tradition ist, sondern (zeitgleich) mit anderen Schießtraditionen entstanden ist.

Im oberbayerischen Raum wird das Lärmgerät Böller bezeichnet, der Schütze der das Gerät bedient, Böllerschütze:in. Der österreichische Gerät wird als Prangerstutzen bezeichnet und vom Prangerschütze:in bedient. In Italien heißen die Geräte: Tromboni oder Trombini, die Bezeichnung gilt sowohl für das Gerät als auch den Schützen.

 

Das Brauchtum Böllern ist nicht nur im Landkreis, in Bayern oder in Deutschland, nein es ist auf der ganzen Welt verbreitet und wird meist nach Überlieferungen ausgeführt. Ob es der Tod oder die Krönung eines Königs, oder die Vereidigung eines US Präsidenten, die Geburt oder Taufe von Prinzen oder Prinzessinnen ist - Böllerschüsse kündigen immer ein besonderes Ereignis an. Ein Böllerschuss wird auch als Salut bezeichnet und das heißt auf lateinisch "Feierliche Begrüßung".

Die traditionellen Anlässe sind meist Orts- und Jahreszeit-gebunden. Im Voralpenbereich ist das Weihnachtsschießen weit verbreitet. In Würzburg und Umgebung das Salut Schießen. In Italien, San Bartolomeo treten die Trambonis bei größeren weltlichen Ereignissen auf.
Die Haderner Böllerschützen treten zu weltlichen Ereignissen, dem Frühlingsfest, dem Stadtgründungsfest sowie dem Oktoberfest auf. Auch Vereinsereignisse werden mit Böllersalut geehrt.

Die guten Stücke

Es gibt drei verschiedene Arten von Böller. Der Handböller,
der Schaftböller und der Standböller.

Daneben sind noch Kanonen, Wetterkanonen oder oben erwähnte Tramboni in Einsatz.

Die Böller sind in der Regel Vorderlader und werden mit einer auf das Gerät abgestimmten Menge Böllerpulver befüllt.  

Das Böllerpulver besteht aus Schwarzpulver und hat eine Abbrandgeschwindigkeit von ca. 400 m/s. Die Entzündungstemperatur liegt bei etwa 300 °C, die Verbrennungstemperatur bei etwa 2500 °C.

Das Pulver wird mit dem Ladestock im Böllerrohr verdämmt und anschließend mit einem Korken verschlossen.

Während bei den Handböllern Kaliber von 10 bis 25 mm üblich sind, sind es bei Standböllern und Böllerkanonen häufig enorme Kaliber. Bei Standböllern von bis zu 100 mm und bei Böllerkanonen bis zum Ø 120 mm.

Gezündet wird die Ladung durch ein Zündhütchen, welches wiederum durch einen Schlagbolzen (meist bei Kanonen und Standböllern) oder durch ein Perkussionsschloss (bei Handböllern) gezündet wird. Ebenfalls möglich ist die Verwendung eines elektrischen Brückenanzünders, was gerade bei großkalibrigen Standböllern zunehmend Verwendung findet, und auch die sicherste Zündmethode ist.
Auf gar keinen Fall darf der Böllerknall mit einem Schuss gleichgestellt werden, bei dem ein Projektil auf irgendetwas abgefeuert wird, der Böller ist ein Gerät und keine Waffe und wird ausschließlich zu friedlichen, traurigen oder freudigen Anlässen eingesetzt. Böllersalute sollen ein Zeichen des Friedens und der Freundschaft sein.

 

Die Böllerschützen

Böllerschützen gehen nicht nur nach den Regeln des Schützenmeisters, sondern sind auch den Gesetzen verpflichtet. In Deutschland greift wegen des Böllerpulvers das Sprengstoffgesetz, was bedeutet, dass nicht jeder Böllerschütze werden kann.

Bevor ein Begeisterter sich offiziell Böllerschütze nennen darf, muss er eine Erlaubnis nach § 27 SprengG bekommen. Um die Erlaubnis zu bekommen, muss der angehende Böllerschütze mindestens 21 Jahre alt sein (Ausnahmen ab 18 Jahren) und sich einer Überprüfung auf Zuverlässigkeit und persönliche Eignung unterziehen. Da Böller nicht als Waffen gelten und damit nicht unter das Waffengesetz fallen, greift an dieser Stelle eben das Sprengstoffgesetz.

Ausnahmslos nach der erfolgreichen Teilnahme an einem Fachkundelehrgang wird das Fachkundezeugnis erteilt. Zudem ist es für einen Böllerschützen heutzutage wichtig, dass ein waffenrechtliches Bedürfnis besteht, ansonsten erfolgt keine Erlaubnis nach § 27 SprengG.

Nur so ist es möglich, diejenigen zu Böllerschützen zu machen, die für diese ehrenvolle, aber eben auch gefährliche Aufgabe geeignet sind. Der Umgang mit Schwarzpulver stellt wegen seiner niedrigen Entflammbarkeit sehr hohe Ansprüche und Zuverlässigkeit an die Böllerschützen.

Wer richtig Böllern will, so wie es die Überlieferung vorgibt, braucht dazu ein Böllergerät, das einen amtlichen Beschuss vorweist, der alle fünf Jahre wiederholt werden muss. Auch die Böllererlaubnis nach § 27 SprengG muss alle fünf Jahre verlängert werden. Dazu wird jedes Mal die Zuverlässigkeit des Schützen überprüft.

Jeder Böllerschütze sollte sich bewusst sein, dass er stets im Rampenlicht aktiv sind. Deshalb ist ein „sauberes" Auftreten und eine einheitliche Tracht sowie einheitliche Böllerutensilien adäquat.

 

Das Böllerschießen

Oberstes Gebot ist immer die Sicherheit, persönlich als auch für die Zuschauer und Gäste. Dabei muss um jeden Schützen genügend Freiraum vorhanden sein. Um den Schützen ist ein Radius von mindestens 10m einzuhalten. Zwischen den Schützen in einer Reihe 2m und in Schussrichtung muss ein Sicherheitsabstand von 50m gewährleistet sein. Vor und während des Böllerschiessens gilt für die Böllerschützen generelles „Alkoholverbot“ sowie beim Transport und Umgang mit Böllerpulver und Anzündhütchen absolutes „Rauchverbot“!

Der Schussmeister ist für die korrekte und exakte Durchführung der einzelnen Schießformationen und den korrekten Auftritt der Böllergruppe verantwortlich. Für das Schießen ist jedoch jeder Schütze selbst verantwortlich (Eigenverantwortlichkeit)!

 

In der Regel wird nach bestimmten Reihenfolgen geschossen, die der Schützenmeister vorgibt.

Folgende Grundformen von Salven sind üblich:

  • Der Salutschuss erfolgt gleichzeitig von allen Schützen.
  • Der Doppelschlag, bei dem zwei Schützen direkt nacheinander abfeuern und dann etwas gewartet wird, bis die nächsten beiden feuern.
  • Das Lauffeuer wird nacheinander im gleichen Takt geschossen (man wartet etwa, bis man den Schall vom Vorgänger wieder hört).
  • Das Schnellfeuer wird wie das Lauffeuer im gleichmäßigen Takt ausgeführt, allerdings erfolgen die Schüsse mit kürzestem Abstand unmittelbar hintereinander.

In der Präzision oder dem Tempo dieser Salven und ihrer Kombinationen zeigt sich die Qualität einer Schützenformation.

Beim Gruppenschießen erfolgen die einzelnen Schritte auf dem Schießplatz, einschließlich der Ladetätigkeiten, auf Kommando des Schützenmeisters.

Nach dem Schießen wird das Böllergerät sicher verwahrt und die Böllerschützen gehen zur wohlverdienten Brotzeit.

Böllerschützentreffen mit 2000 Schützen oder mehr sind sehr kameradschaftliche und von der Bevölkerung gut besuchte Veranstaltungen, vor allem die Festumzüge sind fast nicht zu übertreffen. Trotzdem leiden wir Böllerschützen an Nachwuchsmangel. Wir würden uns über den Zugang von Neumitgliedern sehr freuen. Unser Verein ist gut organisiert, jeder Böllerschütze ist über den BSSB versichert. Auch Handböller würden im Verein zur Verfügung stehen. So können auch junge Leute das Böllerschießen betreiben, ohne dass sie sich gleich ein teures Böllergerät anschaffen müssen.

 

 

Quellen: Privat und Bücher- und Internetrecherche

 

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